Damaskus ! Eines DER großen Ziele meiner Reise habe ich erreicht. Nach dem Frühstück, ich hatte vergessen abends einzukaufen also gab es Pumpernickel mit Jagdwurst aus der Dose und dazu Tee, mache ich mich frisch gestärkt auf um mir das "alte" Damaskus anzusehen. Damaskus ist die am längsten durchgehend bewohnte Siedlungsstelle der Welt. Mindestend 9000 Jahre, wahrscheinlich aber 12000 Jahre wohnen hier schon Menschen.
Ich gehe also vom Campingplatz Richtung einer Kreuzung in der Nähe und warte das ein Taxi vorbeikommt. Es kommt natürlich erstmal keines und so komme ich mit dem Gemüsehändler an der Ecke ins Gespräch. Der erzählt mir von seinem Laden und von seiner Arbeit so verkürzt er mir die Wartezeit.
Dann kommt endlich ein Taxi genanntes Vehikel um die Ecke. Ringsrum verbeult, ein Scheinwerfer fehlt und die Windschutzscheibe hat einen Riss - aber die Hupe ! Ein Lufthorn ! Na, denke ich, dann kommen wir wenigstens zügig voran.
Durch schmale Gassen erreichen wir die Schnellstraße und von dort bald den Innenstadtbereich. Wir passieren ein Fußballstadion in dem seit längerem kein Fußball mehr gespielt. Das Stadion dient momentan dem Repressionsapparat des Herrn Assad als Militärlager. Die dort stationierten Militärs können dann schnell in die Innenstadt und auch in die Aussenbezirke um auf Demonstranten zu schiessen, so ein Stadion ist eben verkehrgünstig gelegen !
Mein Taxifahrer bringt mich rasch zum Bab Touma. Von hier aus starte ich meinen Rundgang durch die schmalen Gassen der Altstadt. Hunderte von Geschäften und kleinen Läden säumen die Altstadtgassen. Dazwischen immer wieder kleine Cafes und Restaurants. Kaum drei Meter breit sind die Gassen und für den Verkehr nicht gesperrt ! Das heißt das hier neben den Menschen PKW und kleine Lieferwagen die Gassen nutzen !
Die Häuser gegenüberliegender Straßensiten kragen oftmals ab dem ersten Stockwerk über die Straße, so das sich die Mauern fast berühren. In diesen engen Gassen fällt kein Sonnenstrahl auf die Erde, sozusagen ewiger Schatten !
Wie ich mir so das emsige Treiben der Bewohner ansehe die ständig damit beschäftigt sind Waren von A nach B zu transportieren, spricht mich ein älterer Mann an. Er wohnt hier im Viertel und war früher Lehrer. Wir kommen ins Gespräch und er zeigt mir über eine Stunde lang seinen Heimatkiez. Wir gehen in Kirchen, er verschafft mir einen Blick in eines der uralten Stadthäuser und schliesslich beenden wir unseren Rundgang in einem kleinen Cafe.
Wieder fällt mir die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen hier ins Auge. Ich finde schliesslich in dem Gewirr der Gassen ein kleines Cafe, das über einen kostenlosen Internetanschluß verfügt. Hier setze ich mich hin und erledige meine Korrespondenz und erhole mich vom ersten Teil meines Rundganges. Dabei fällt mir moderne arabische Musik auf, die der Cafebesitzer abspielt. Meine Neugier ist geweckt und ich frage den Cafebesitzer nach Interpreten und Titeln. In bestem Englisch erklärt er mir die Musikwelt Syriens, holt einen USB-Stick und überspielt kurzerhand sein Repertoire auf meinen Laptop. Ich bedanke mich und setze meine Reise durch das alte Damaskus fort.
Als nächstes steht die Umayadenmoschee auf meinem Besuchsprogramm. Ein beeindruckendes Bauwerk schon von aussen. Innen aber ist es einfach nur prächtig ! Der Innenhof ist mit glänzendem Marmor belegt und unter den umlaufenden Arkadengängen sind, ganz selten für den ansonsten abbildungsfreien Koran, prächtige Mosaiken an den Wänden die Szenen aus dem Paradies zeigen.
Tief verschleierte Frauen gehen Ihren Gebeten nach und Männer sitzen auf kostbaren Teppichen mit denen die ganze Moschee innen ausgelegt ist.
Ich streife durch den gesamten Komplex mitsamt aller Nebenräume und bin wirklich beeindruckt, auch von der Frömmigkeit und Ernsthaftigkeit mit der die Menschen ihrem Glauben hier nachgehen.
Nach einer guten Stunde verlasse ich die Moschee wieder und gehen in den gegenüberliegenden Basar. Dieser Basar ist kompeltt überdacht und das Angebot der Händler ist nicht überschaubar ! Hier findet man nahezu alles. Von der neuesten Schleiermode für die Muslima, über Parfüm, das vor deinen Augen gemischt wird bis hin zu Gewürzen, Süßigkeiten, Waren des tägliche Bedarfes. Gold, Uhren, Möbel - man weis nicht wo man hinschauen soll ! Mein persönlicher Höhepunkt war der Händler, der nur Kleiderbügel in allen möglichen Formen, Farben und aus Metall, Kunststoff und Holz angeboten hat. Dieser Basar ist etwas besonderes, welch eine tolle Atmosphäre !
Aufgrund der politschen Lage war ich der einzige Tourist hier, dementsprechend groß war das Interesse der Leute an mir. Ständig musste ich mich Fragen stellen was für ein Landsmann ich sei, woher ich käme und wohinich führe. Das alles immer freundlich und höflich.
Zum Abschluß gehe ich wieder zum Bab Touma (Thomastor) und werde Zeuge wie Herr Assad mit den Menschen seines Landes umgeht: ich sitze auf einer Mauer neben dem Torbogen der vom Verkehr umflossen wird. Schräg hinter mir befindet sich eine Polizeiwache. Plötzlich laufen aus der Wache 8 "Zivilisten", springen in einen Polizeibus und rasen mit Blaulicht davon.
Etwa 15 Minuten später kommen die zurück und zerren und prügeln 2 oder drei Männer, genau konnte ich das nicht erkennen, in die Wache. Auf dem Dach erscheinen daraufhin zwei bewaffnete "Zivilisten" und sichern die Lage. Kurze Zeit später stellt sich direkt vor mit ein älterer, weisser Peugot-Kombi auf den Bürgersteig. Im Fahrzeug sitzen 5 Männer in zivil. Zwei steigen aus und schauen sich um. Einer setzt sich neben mir auf die Mauer, eine Wasserflasche in der Hand. Wie er sich bückt um die Flasche auf den Boden zu stellen rutscht sein Hemd ein weing hoch und ich sehe den Knauf einer Pistole die im Hosenbund steckt. Mir wird das jetzt zu heiß hier und nach zehn Minuten gehe ich langsam zum Taxistand und lasse mich zurück zum Campingplatz bringen.
Auf dem Campingplatz wartet der Besitzer schon auf mich. In der Hand hält er ein Paket. Er habe dies von einem durchfahrenden Rotelbus bekommen und nun wisse er nicht wie man das zubereitet - es war ein Paket Semmelknödel im Kochbeutel ! Also haben wir noch nachts Semmelknödel gekocht - schade das wir keinen Schweinsbraten dazu hatten ! Aber immerhingab es ein Püree dazu aus Tomaten und Knoblauch - sozusagen eine deutsch-syrische Semmeknödelvariation !
Vollgegessen und müde von der langen Wanderung durch Damskus krabbel ich in mein Zelt und falle in tiefen Schlaf.
Morgen fahre ich wieder in die Wüste ! Ich freue mich schomn drauf !
Ferdi
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