Nach einer unruhigen Nacht in der mir die Hitze am Toten Meer zusetzte und ich des öfteren von einem Rudel streunender Hunde gestört wurde, breche ich auf, um der zersetzenden Hitze des Wadi Arab zu entliehen.
Ich fahre ein Stück nach Norden und verlassedann die Küstenstraße des Toten Meeres und gewinne schnell an Höhe. Denke ich zumindest. Aber ich muss ja erst einmal von -388m auf Meereshöhe und dann erst beginnt der Aufstieg in kühlere Höhen. An einem besonders schönen Platz direkt am Steilhand hat der jordanische Staat in 2005 ein "Totes Meer Museum" eingerichtet. Ich sehe mir das Museum an und nutze den Rundeweg direkt an den Klippen. Von dort hat man einen fantastischen Rundblick über das Tote Meer und die gegenüberliegende Westbank in Israel.
Ich fahre durch die wundervolle Gebirgslandschaft. Mir ist es völlig schleierhaft wie in dieser Ödnis die Beduinen leben können, deren Zelte und Camps man häufig sieht.
Am Macharaeus Tempel treffe ich einen sehr gut englisch sprechenden Mann der als Guide Touristen durch Jordanien fährt.
Aufgrund der aktuelle politischen, gesellschaftlichen und ökonmomischen Umbrüche meiden aber Touristen in diesem Jahr den Nahen und Mittleren Osten. Der Einbruch bei den Touristenzahlen beträgt über 85%. Wir diskutieren in einem Beduinenzelt darüber und er muss dann an den oberen Teil des Wadi Mujib fahren um französischen Touristinnen das Wadi dort zu zeigen. Er läd mich ein hinter ihm herzufahren. Und so komme ich in den Gebuss auf kleinsten Nebenstraßen an den Mujib Damm geführt zu werden.
Wir durchfahren tiefe Wadis in denen ich das erste fliessende Süßwasser seit Tagen sehe. Die Wirkung des Wasser auf die Natur ist grandios: Dattelpalmen, kleine Felder mit Gemüse, Kartoffeln und Zuckerrohr breiten sich in den engen Talgründen aus. Auch für meine von dem grellen Licht der Wüste geblendeten Augen ist das satte Grün eine Wohltat.
Am Mujib Damm noch schnell ein Erinnerungsfoto gemacht und dann fahre ich, versorgt mit 1000 guten Wünschen, Richtung Amman.
Auf dem breiten Asphalt erreiche ich bald Amman, das ursprünglich auf sieben Hügeln gebaut wurde. Mittlerweile ist dies eine riesige Stadt geworden, die sich weitere 14 Hügel geschnappt hat und weiter wächst.
Meinen ursprünglichen Plan im Guesthouse der Theodor Schneller Schule zu übernachten musste ich aufgeben, da eine Gruppe Professoren aus Hannover alle Zimmer belegt hat.
Die Schule liegt am Rande von Amman und ist weit mehr als eine Schule. Auf einem Areal, größer als der Vatikan-Staat, leben und lernen hier ca. 160 Jungen im Alter von 6-21 Jahren mit ihrenErziehern, deren Familien und weiteren Mitarbeitern zusammen. Die Kinder sind christliche und muslimische Waisen, Halbwaisen oder kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen. In Jordanien haben diese Kinder wenig Chancen. In acht sogenannten Kinderfamilien und zwei Lehrlingsfamilien versuchen die verantwortlichen Erzieher, den Kindern und Jugendlichen familiäre Geborgenheit und eine Alltagsstruktur zu geben.
Vormittags ist für alle Schüler Unterricht, zu dem ca. 50 Tagesschüler aus der näheren Umgebung kommen. Findet man in der Schule auch einige Mädchen, so ist dies für den Internatsbereich nach jordanischem Recht nicht denkbar. Die Schule geht zehn Jahre bis zur Mittleren Reife; danach kann ein Teil der Schüler in eine der Lehrlingswerkstätten übernommen werden. Es gibt insgesamt 60 Ausbildungsplätze in der Schreinerei, der Schlosserei und der KFZ-Werkstatt. Die Chancen für einen guten Arbeitsplatz sind nach
der zweijährigen Ausbildung sehr gut. Nur ein kleiner Teil des Geländes ist bebaut. Neben den Internatsgebäuden, der Schule und den Werkstätten gibt es, fast wie in einem kleinen Dorf, eine Kirche, einen Fußballplatz, ein Schwimmbad, ein Gästehaus, einen Spielplatz und verschiedene Mitarbeiterhäuser. Der Anbau von Olivenbäumen wurde in den letzten Jahren ausgeweitet. Dadurch wird das wüstennahe Gelände begrünt und die TSS-Küche bereichert.
wenn er groß ist will er auch BMW fahren ! |
In Amman ein vernünftiges Hotel zu finden das sauber und bezahlbar ist, ist nicht sehr einfach. Also rufe ich Achim Vogt an und der organisiert mir innerhalb von 10 Minuten ein Zimmer im Hisham Hotel nahe der Innenstadt, das liegt am 3.Circle und ist wirklich gut und den Preis wert. Nach drei Tagen und zwei Nächten endlich wieder Duschen ! Und Wäsche waschen !
Abends treffe ich mit Achim und wir verleben einen wunderbaren Abend in Amman !
Morgen werde ich mir Amman zu Fuß ansehen.
Ich bin schon ganz gespannt auf diese quirlige Stadt !
Ferdi
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