heute soll es also passieren ! Ich soll lt. gestrigem Telefonat mit dem Schifffahrtsagenten mein Motorrad aus dem Hafen bekommen.
Um es deutlich vorweg zu sagen, ich habe selten so gastfreundliche, nette und hilfsbereite Menschen wie hier in Jordanien erlebt. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft mir aus vorbeifahrenden Autos oder von Menschen auf der Straße und in den Büros "Welcome to Jordania" oder "Welcome to Aqaba" zugerufen wurde !
Nach dem Frühstück geht es um 8.30 Uhr los.
das ist ein kontinentales Frühstück jordanische Art |
Rein ins Taxi und auf zur Schfffahrtsagentur nach Aqaba. Die nette Dame dort sagte alles klar es ist alles in Ordnung, bringt mich zu Ihrem Chef, der teilt mir mit das man nicht zuständig sei, aber gleich 50m weiter gäbe es das richtige Büro für mich. Dort empfängt mich der Chef persönlich und ein Angestellter. Es wird mehrfach hin und her telefoniert und mit bittersaurer Miene erklärt mir der Chef, daß ich mein Motorrad vielleicht erst in 2 Tagen bekomme - aber eben nur vielleicht ! Das heisst eventuell erst in 4 Tagen oder so....
Ich denke die beiden waren geschockt von meinem Gesichtsausdruck und haben mir sogleich einen Kaffee angeboten. Im Kopf habe ich alle Varianten durchgespielt wie man diesen Zeitverzug wieder aufholt. Ich bin dann zum Abschied noch mal in das Büro des Chefs und habe gefragt ob man dies nicht doch noch irgendwie beschleunigen kann, er wäre doch ein einflussreicher Mann und hätte doch Beziehungen.
Seine Miene hat sich sogleich verändert. Er lächelte gütig, telefonierte selbst und dann gab er seinem Angestellten seinen Autoschlüssel und wies ihn an mit mir zum Container Terminal zu fahren und er nannte mir eine Person die wir dort kontaktieren sollten. Und zwar nur diese Dame. Gesagt getan. Ich wurde dorthin chauffiert, wir trafen zwar die Dame nicht an, aber ihren Mitarbeiter und der teilte uns mit, daß der Container entladen ist und wir das Motorrad holen können. Na also dachte ich, geht doch und sah mich schon im Geiste auf dem Motorrad sitzend die Küste entlangfahren !
Also wieder rein ins Auto und rasch zur Entladestation für Container gefahren. Dort standen zig LKW die darauf warteten entladen zu werden. Mein Chauffeur ging an allen vorbei, ich immer hinter her. Im Büro angekommen stand ein Mann auf, mein Chauffeur und er küssten sich zur Begrüßeng - aha ein Verwandter ! Nachdem ich eine Warnweste und wieder einen Kaffee erhielt ging es ins Lager und tatsächlich meine Kiste mit dem Motorrad stand vor mir !
Äusserlich vollkommen unbeschädigt ! Wie verladen !
Und auch nach dem Öffnen zeigt sich das die Maschine top verpackt war, kein Kratzer dran !
Ich dachte wirklich das es das jetzt ist. rausrollen und losfahren. Doch weit gefehlt ! Der Zollbeamte war nicht im Lagerhaus und so fuhren wir zurück nach Aqaba zum Verzollungsagenten. Der ist im normalen Hafen ansässig in einer Art Containersiedlung. Dort stehen nebeneinander ca. 100 Container in denen jeweils ein Büro mit einem Zollagenten sitzt.
Hier wurde ich von meinem Begleiter "abgegeben" und von nun an hatte ich jemanden zur Seite der mich zwar wie eine Mutter betüddelte (Sandwich, Tee, Kaffee, Wasser) aber leider kein Englisch sprach.
Ich habe dann einige Dokumente unterschrieben und dann ging es ins Zollgebäude.
In der zweite Etage sind wir in ein Büro. Der dortige Wortführer, immerhin ein Stern auf der Schulterklappe und gut Englisch sprechend, schickt uns zurück zum Lagerhaus.
Im Lagerhaus angekommen gab es, natürlich, ersteinmal ein Schwätzchen und einen Kaffee. Dann ging es zurück zur Maschine. Und dann kam tatsächlich der Zöllner ! Der hat sich dann mit wissendem Blick alles aufgeschrieben: von der Fahrgestellnummer, über den Kilometerstand bis hin zum Baujahr. Jetzt, so dachte ich, geht´s los - doch wieder nichts ! Ich musste das Nummernschild abbauen und dann ging es, na wohin wohl ? Zurück nach Aqaba !
Wieder rein in das Zollgebäude zum dem Herrn, der mit dem einen Stern auf der Schulterklappe gesegnet ist. Dieser benötigte alle Papiere und stellte dann fest, das meine Zulassung im August 2013 abläuft - er sah das am TÜV Stempel. Wie auch immer - das wurde erst einmal eingetragen in irgendwelche Papiere, abgestempelt und beglaubigt. Dann wollte er meinen Fahrzeugbrief haben (ja, er sagte auf deutsch Fahrzeugbrief !). Ich sagte ihm das der in meinem Schrank in Deutschland liegt. "Das ist ein großes Problem" so seine Antwort. Ich machte ihm klar, daß ich in einer Woche wieder nach Syrien ausreisen würde und das man den Brief doch nur zur Anmeldung in Jordanien braucht. Nach endlosen Diskussionen rief er irgendwo an, lachte und stellte mir einen blauen Schein aus und zwar ein zeitlich begrenztes Einfuhrdokument für fremde Fahrzeuge.
Jetzt so dachte ich mal wieder geht´s endlich los. Doch wie immer war der Wunsch Vater des Gedankens ! Jetzt benötigte ich eine jordanische Versicherung. Also los, zur Versicherung. Innerhalb weniger Minuten war die in einem der Container abgeschlossen und dann war erst einmal Mittag. Falaffel-Sandwich, Wasser und Kaffee. Auch das gab es in einem der Container.
So gestärkt ging es in die nächste Runde: Also wieder rein in das Gebäude, in dem der Bürokratismus fröhliche Urständ feiert. Mit der frisch erworbenen Versicherungspolice in der Hand suchten wir erneut den Einsternezöllner auf. Und es gab tatsächlich eine Reihe von Stempeln !
Das, so dachte ich, ist der Durchbruch ! Natürlich nicht !! Es ging ersteinmal runter in den Keller. Dort ist die Kasse.
Hinter Glas und schwer vergittert sitzt dort der Kassierer. Wenn man den Kassierer sieht, dann kann man sich durchaus fragen, ob die Gitter an seinem Käfig ihn daran hindern sollen dort rauszukommen oder andere daran hindern sollen dort hinein zu kommen. Egal, er akzeptiert sogar die Zahlung mit meiner Kreditkarte. Leider stürzt das Kreditkartengerät beim Durchziehen der Karte ab. Beherzt schnappt sich der Kassierer das Gerät, haut es ein- zweimal auf den Tisch und es geht wieder. Na bitte !
Mit der Quittung in der Hand geht es wieder rauf zu zu unserem einsternigen Freund. Alles in Ordnung, Schnell werden noch ein, zwei Stempel auf die Quittung und das Dokument gedrückt und dann sind wir, natürlich noch nicht fertig.
Es geht zum Nachbarbüro dort sitzt, oder sollte ich sagen thront ein Offizier mit 2 Sternen auf der Schulter und einer Zigarette im Mund. Der ist wichtig - das sieht man an der Miene die er macht und an dem Verhalten seiner ihn umgebenden Hilfspersonen. Natürlich hat er etwas zu beanstanden. Irgendetwas passt ihm nicht. Also lässt der Zweisternige den Einsternigen rufen und nach einer langen Diskussion muss es auf einmal sehr schnell gehen. Es ist in der Zwischenzeit 15.30 Uhr geworden und der Feierabend ruft.
Also im Eselsgalopp nochmal in den Keller, dort wird irgendein Dokument ausgedruckt. Weil es schon 15.31 Uhr ist muss der zuständige Zöllner erst noch mit Engelszungen überredet werden das Dokument noch abzustempeln. Am Ende geht auch das.
Also wieder raus auf den Parkplatz und wir fahren wieder zum Lagerhaus. Das Motorrad steht dort noch in der Kiste. Die Temperatur im Lagerhaus dürfte mittlerweile über 40° Celsius liegen, die Sonne schien dort den ganzen Tag drauf. Buchstäblich in einer Pfütze von meinem Schweiß stehend schraube ich das Nummernschild wieder an und fange an das Motorrad zu komplettieren, ich hatte ja zum Transport die Spiegel und andere gefährdete Teile abgebaut.
Schnell noch den Zollagenten neben das Motorrad gestellt und ein Foto gemacht für die Nachwelt:
Und dann geht´s endlich los ! Dachte ich !! Ich habe schon die Stiefel an den Füssen, die Jacke angezogen und meinem Helfer das obligatorische Bakschisch in die Hand gedrückt, das schellt sein Handy. Sein Chef hat festgestellt, das noch die Motornummer nicht von dem ersten Zöllner aufgeschrieben wurde ! "Kein Problem, ich lese die eben ab und nenne die am Telefon" sage ich zu seinem Chef. Der erklärt mir das das nur ein Zöllner darf ! "Ja dann her mit dem Burschen" sage ich zum Chef. Schade nur das die Zöllner gerade Schichtende hatten und keiner mehr da ist.
Die nächste Schicht beginnt erst um 19.30 Uhr. Mittlerweile war es 17.45 Uhr. Ich habe mich dann zum Hotel zurückbringen lassen und mich für 19.30 mit meinem Chauffeur verabredet das er mich zum Lagerhaus zurückfährt und wir die Motornummer dann vom Zöllner ablesen und aufschreiben lassen. Punkt 20.30 Uhr kommt mein Fahrer dann und wir fahren wieder zum Lagerhaus. Die Maschine steht da und wartet auf mich - nicht aber der Zöllner ! Der war kurz da, hat seine Handynummer hinterlassen und ist nach Hause gefahren. "In zehn Minuten bin ich da" teilt er uns mit nachdem wir ihn angerufen haben und tatsächlich nach einer dreiviertel Stunde taucht er auf.
Die Motornummer interessiert ihn überhaupt nicht, stattdessen versucht er den Motor mit dem Rahmen zu verplomben ! Er hat dann die linken Stösselrohre gegeneinander verplombt - von mir aus. Soll er machen was er will. Mittlerweile machen wir seit 12 Stunden rum - da kommt es auf eine falsch gesetzte Plombe auch nicht mehr an. Ich lobe ihn dann noch für sein technisches Verständnis, starte den Motor und fahre los.
Scheiße - vorne Platt und hinten wenig Luft. Aber ich denke bloß weg hier ! Ich fahre dann rein nach Aqaba zur Tankstelle, die haben aber kein Luftdruckgerät. Ich tanke voll und nehme meinen mitgebrachten Kompressor zum aufpumpen
Gegen 22.15 Uhr bin ich wieder in meiner Unterkunft. Jetzt könnte ich ein Bier gebrauchen.....
Hallo Ferdi,
AntwortenLöschenwünsche gute Reise und dicke Nerven. Wenn du Lust hast über Moldau zu fahren ich bin vom 28.09. bis 07.Oktober in Chisinau. Bett und Dusche vorhanden.
Gruß
Wolfgang